Magni und Modi

(nord. „der Starke” und „der Zornige” bzw. „Kraft” und „Mut”) In der nordischen Mythologie sind die Brüder Magni und Modi Söhne des Donnergottes Thor und der Riesin Jarnsaxa, als Mutter gilt auch die Sif.
Als seine Söhne sind Magni und Modi personifizierte Eigenschaften des Thor.
Magni hilft, erst drei Jahre alt, seinem Vater, als der den Hrungnir getötet hatte und selbst verwundet unter dessen schweren Körper liegt. Zum Dank erhält Magni das prächtige Pferd des Riesen, Gullfaxi.
(siehe auch die Thor - Geschichte „Der Kampf mit Hrungnir”)
Wenn nach Ragnarök eine erneuerte Welt heranbricht, werden Magni und Modi gemeinsam den Hammer Mjöllnir ihres Vaters erben (Edda, Wafthrudnirlied, 51).

 

Managarm

(nord. „Mondhund”) Der erstgeborene Sohn der Angurboda, eine dänische Totengöttin, die auch Mutter der Hel ist.
Managarm ist ein Hund/Wolf, der mit seinen Brüdern die Toten nach Walhalla bringt - ein Hinweis auf die Rolle von Hundeartigen als Aasfresser.

 

Mani

(nord. „Mond”, ahd. Mano) In der germanischen Mythologie Riese bzw. Mondgott und Personifikation des Mondes.
Mani ist der Sohn von Mundilfari und Bruder der Sonnengöttin Sol.
Er fährt in einem von Pferden gezogenen Wagen über den Himmel. Dabei verfolgt ihn der Wolf Hati (Verächter). Zu Ragnarök wird Hati den Mani einholen und verschlingen.
Bis dahin sind Manis Begleiter die zwei Kinder des Wildfinn, Bil („die abnehmende”) und Hjuki („der zunehmende”), zusammen sind sie die drei Mondphasen.

Der Montag ist als manatac (ahd. [Mondtag], engl. Monday) nach ihm benannt.
Mani wurde der römischen Mondgöttin Luna gleichgesetzt.

 

Mannus

Dieser ist der älteste Held der Deutschen, Sohn des Tuisco, den seinerseits die Erde geboren hatte. Von ihm stammt das gesamte Volk der Deutschen ab (Grimm 1992, Deutsche Mythologie I, S. 286).

„Mennor der êrste was genant,
dem diutsche rede got tet bekannt” (ebd.)

Tacitus nennt den Mannus als einen Sohn des von der Erde geborenen Gottes Tuisto. Diese Darstellung werde von seinen Nachkommen, den Ureinwohnern Germaniens, in Liedern besungen. Demnach habe Mannus drei Söhne gehabt, die Stammväter der drei germanischen Hauptstämme wurden, den an der Meeresküste siedelnden Ingaevonen (von Ing), den weiter südlich siedelnden Hermionen (von Irmin) und den Istaevonen (von Istvo). Oder seine Kinderzahl war höher und auch die Marser, Gambrivier, Sueben und Vandilier stammten direkt von Mannus her (Tacitus, Germania 2).

Die göttliche Herkunft des Mannus wird auch dahingehend gedeutet, daß Mannus ein besonders ruhmreicher Heerführer seines Volkes oder kein Eigenname sondern ein Titel gewesen sei, auch soll er gleich dem biblischen Urmenschen Adam sein (vgl. Hederich 1996, Sp. 1520)

Jakob Grimm erkannte in den von Tacitus mitgeteilten Stammesnamen Eigennamen germanischer Helden, so Ingo, Isco und Hermino. Besonders der Ing findet im nordischen Runenlied Widerhall (Grimm 1992, Deutsche Mythologie I, S. 286). Er wird auch mit der entsprechenden Rune Ing in Verbindung gebracht.
Grimm stellt eine Genealogie germanischer Gottheiten auf: Tuisco - Mannus - Ingvio - Nerthus - Fravio (ebd., S. 287)

 

Menja

» siehe Fenja

 

Merseburger Zaubersprüche

GRIMM schreibt, Götter und Dämonen erregten Wind und Sturm durch ihre blosse Macht, der Zauberer bediente sich der Lieder. Wie der alte Götterglaube und die Zauberei sanken auch die Heilformeln zur „Narretei alter Weiber” herab. Die Zaubersprüche indes gehören zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen des Heidentums. (Deutsche Mythologie II, S. 1028).

Vom Vorsatzblatt einer wahrscheinlich im Jahrhundert vor 1000 in Fulda angefertigten Handschrift, die in der Bibliothek des Domkapitels zu Merseburg verwahrt wurde (wird?), stammen zwei althochdeutsche Zauberformeln.
Sie gelten für ein Denkmal rein germanischen, vorchristlichen Heidentums und Beispiele germanischer Zauberkunst.

Der erste „Idisenspruch” ist ein Spruch, der den Gefangenen aus seiner Fessel befreien hilft:

eiris sâzun idisi, sazun hera duoder,
suma habt heptidun, suma heri lezidun,
suma clûbôdun umbi cuoniowidi:
insprinc haptbandum, invar vigandum!

Einstens ließen sich Idise nieder, ließen sich nieder hier und dort.
Einige hefteten Hafte zusammen, einige hielten die Heere auf,
Einige zupften und zerrten an den Zipfeln der Fesseln:
„Entspring den Banden Entfahr den Feinden!”

Das Pflücken der Binden löst die Haft und nun kann der Gefangene entschlüpfen.
Im zweiten Spruch geht es um die Heilung eines lahmenden Pferdes:

Phol ende Wodan vuoron zi holza.
du wart demo Balderes vuolon sin vuoz birenkit.
thu biguol en sinthgunt, sunna era suister;
thu biguol en friia, volla era suister;
thu biguolen vodan, so he vuola conda:
sose benrenki, sose bluotrenki, sose lidirenki:
ben zi bena, bluot zi bluoda,
lid ze geliden, sose gelimida sin!

Phol und Wodan wollten zu Wald.
Da ward Balders Fohlen der Fuß verrenkt.
Da besprach ihn Sinthgunth und Sonna, ihre Schwester,
Da besprach ihn Frija und Volla, ihre Schwester;
Da besprach ihn Wodan, wohl, wie er es konnte:
„Sei es zur Beinverrenkung, sei es Blutverrenkung, sei`s Gelenkverrenkung -
Bein zu Bein und Blut zu Blut,
Gelenk zu Gelenk, wie wenn geleimt sie wären!”

Nachdem das Füllen Phols/Balders sich ein Bein ausgerenkt hat, versuchen zuerst seine anderen Begleiter die Heilung, erst Wodan gelingt sie.

Beide Sprüche bestehen aus einem einleitenden, erzählenden Teil und der eigentlichen Zauberformel - so wie geschildert ist es früher schon einmal geschehen, so wird es jetzt wieder eintreffen.

 

Met

Auch Äl, Ael. Ein Honigwein. Met ist ein weinartiges Getränk aus vergorenem Honig. Bereits in vorgeschichtlicher Zeit war der Met in weiten Teilen Europas bekannt.
In Walhall erfreuen sich die Helden am Met, den schöne Walküren ihnen einschenken und dazu gekochtes vom Schwein Sährimnir servieren.
Mit Runen vermischt wurde der Odrörir zum Skaldenmet.
In seinem Heim Himmelsburg genießt Heimdall herrlichen Met (Edda, Grimnismal, 13). Dabei ist Met der bei der Hel gebräuchliche Name, bei den Menschen heißt das Getränk Ael, bei den Asengöttern Bier:

Thor:
Sage mir, Alwis, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, du erkennst,
Wie heißt das Ael, das alle trinken,
In den Welten allen?

Alwis:
Bei Menschen Ael, bei Asen Bier,
Wanen sagen Saft,
Bei Hel heißt es Met, bei Riesen helle Flut,
Geschlürf bei Suttungs Söhnen.
(Edda, Alwislied 34 u. 35, Übersetzung Karl Simrock)

In jüngerer Zeit erlebt der Met zunehmend Zuspruch, auch wegen der Beliebtheit von Wikingerfesten.
Ein Rezept, auf gemeine Weise guten Meth zu sieden:

„Man nimmt auf ein Theil frisches Honigs, acht Theil frisch lauter Brunnenwasser, thut es zusammen in einen küpfernen verzinnten Kessel, setzet solchen über ein helles Feuer, und lässet es zusammen sieden, und sobald sich etwas auswirft, muß man es fleißig verschaumen, will man aber solchen frisch hinweg trinken, so muß man ihn nicht zu dicke einsieden lassen, will man ihn aber auf eine Zeitlang verwahren, so lässet man ihn so lange sieden, bis er klebricht wird, alsdann in ein Faß getan, aber es muß auf zwey quer Finger breit ledig seyn, und stehen, wegen des Jährens.

Man mag auch Zimmet, Muscatenblumen, Negelein, Cardamönlein, Ingber und Galgant in einem leinen Säcklein darein hängen, auch derb Farbe wegen etwas Safran, und als verjähren lassen. Und wenn er verjohren, soll er drey Monat lang hart verstopft liegen bleiben, und darnach getrunken werden.” (Der vollkommene Bierbrauer (1784), 203f.)

Der Met ähnelt als Trank der Götter dem indischen Soma und dem griechischen Nektar. Auch die Kelten kannten den Met, bei Iren und Walisern war es der Gott Goibniu, der ihn besaß.

 

Midgard

Midgardr (nord. „Mittewelt”, „-raum”, Mittelerde von mid „Mitte” und gard „Erde”, „Heim”) Die Erdenwelt der germanischen Mythologie und das Wohngebiet der Menschen.

Midgard liegt in der Mitte der Welten. All diese Welten sind durch die Esche Yggdrasill verbunden. Am Rande liegt Utgard, oberhalb von Midgard die Götterwelt Asgard und unten befindet sich Niflheim. Im Norden wird Midgard von der Eiswelt, im Süden vom Feuerland begrenzt.

Die Asen erbauten Midgard aus den Augenbrauen des erschlagenen Urriesen Ymirs und machten es zur Menschenwelt (Edda, Voluspa 4, Grimnirlied 41). Sie ist von Bergen umgeben und vom Weltmeer umspült. In diesem liegt die Midgardsomr, die ringsherum reicht und sich selbst in den Schwanz beißt.

 

Midgardsomr

Die Midgardschlange (Jörmungand) der nordischen Mythologie.
Midgardsomr ist eine dämonische Riesenschlange. Sie ist eine Verkörperung des die Landmassen umschlingenden Weltmeeres. Sie ist rings um die Welt Midgard gerollt und beißt sich selbst in den Schwanz. Wenn sie sich im Wasser wälzt, verursachen ihre Bewegungen gewaltige Sturmfluten.
Die Midgardsomr ist den Riesen zugetan.
Zur Endzeit Ragnarök erschlägt zwar der Ase Thor mit seinem Hammer Mjöllnir die Midgardschlange, doch tötet ihr Gift noch im Tod ihren Bezwinger.
Die Midgardsomr ist eine Tochter der Riesin Angrboda und des Loki. Ihre Geschwister sind die Todesgöttin Hel und der Fenriswolf.
Im Zuge der Christianisierung Skandinaviens setzte eine Gleichsetzung der Migdardsomr mit dem jüdischen Leviathan ein.

 

Milch

Hermes, der Götterbote des griechischen Pantheon, war die Frucht eines Seitensprunges des Zeus und der Nymphe Maia. Hera, die Gattin des Zeus, stillte ihn zunächst an ihrer Brust, bemerkte dann aber den Betrug und stieß den Hermes von sich.
Dabei verspritzte ihre Milch, die noch heute als Band der Milchstraße am nächtlichen Himmel sichtbar ist.

Ähnlich unfreiwillig säugte Hera auch den kleinen Herakles. Als sie ihn von sich stieß, entsprangen den Milchtropfen weiße Lilien.

Auch die Bibel mißt der Milch hohe Wertschätzung zu, etwa wenn das dem Volk Israel verheißene Land beschrieben wird, „in dem Milch und Honig fließen”. (2. Mose 3,8).

Einen nie versiegenden Strom Milch gibt das Euter der Ziege Heidrun, die am Laubdach des Baumes Lärad frißt (Edda, Grimnirlied 25).

Als lacta philosophica, „philosophische Milch”, bezeichnet der Alchemist jenen Stoff, welcher bei der Herstellung eines Steins der Weisen der Materie zugegeben wird, um die Gelbung hervorzurufen. Dadurch soll durch Reduktion verlorener Geist zurückgegeben werden (BIEDERMANN 1998, 406).

Ärgerlich ist es, wenn die Milch im Eimer zu gerinnen droht, weil der über eine Wagendeichsel gehoben wurde oder weil ein Schwein daran gerochen hat. Zur Abhilfe wird empfohlen, ein Pferd aus diesem Eimer trinken zu lassen (GRIMM (1996), Bd. III, 463, Aberglaube 820)

Hüten muß sich der Bauer vor Hexen, die den Kühen durch Hexerei die Milch abmelken:

„In Caseburg war ein Bauer, dessen Kühe wollten keine Milch geben, so gut er ihnen auch zu fressen gab, so daß er endlich einsah, sie müßten behext sein, und einen klugen Mann kommen ließ, damit er ihm hülfe. Der ging denn auch in den Stall, sah die Kühe an und wußte sogleich, wie es mit ihnen stand: sie waren behext. Drum ging er im Dorfe umher, um die Hexe ausfindig zu machen; da sah er denn im Stalle des Nachbars dessen Frau, die stand an der Wand des Stalles, die nach dem Gehöfte jenes Bauern zu lag, hatte einen Besenstiel in dieselbe geschlagen, daran einen Eimer gehängt und melkte den Besenstiel, und dieser gab auch Milch wie ein natürliches Euter. Da war die Hexe verrathen; er bedrohte sie gewaltig und von der Zeit an gaben des Bauern Kühe wieder Milch.” („Milch abmelken”, mündl. aus Swinemünde,n. KUHN/SCHWARZ (1983) A.31)
Gegen eine Verzauberung der Milch soll auch die Beimischung von Wasser helfen (Wehr 1992, S. 222).
Stillenden Frauen, denen es an Milch fehlt, wird hie und da empfohlen, in einer Höhle am Tropfstein zu saugen (Wehr (1992), S. 124).
Ein Umschlag mit kalter Milch soll Halsschmerzen lindern.

 

Mime

Ein Meisterschmied der germanischen Sage, Lehrer des Wieland und Ziehvater des Sigfrid.

Mime und Sigfrids Jugend
König Sigmund war von seinen ungetreuen Lehnsmannen Hartwin und Herman darüber unterrichtet worden, daß seine Gattin Sissibe von einem Knecht ein Kind erwarte. Sigmund war erst kurz zuvor bei seiner Gattin gewesen, aber und nun war er fern der Heimat auf einem Kriegszug und glaubte den falschen Gefolgsleuten. Er stimmte dem Plan zu, daß Hartwin und Herman, zwei Grafen aus Suava, Sissibe im Suavawald umkommen lassen würden.

So geschah es und die einsam im Wald zurückgelassene gebar, ehe sie starb, ein Kind. Dieses Kind wurde zuerst von einer Hirschkuh gesäugt (vgl. Romulus und Remus, die Gründer Roms, die von einer Wölfin gesäugt wurden) und dann von dem Schmied Mime gefunden, der nahe jenem Wald seine Werkstatt hatte und, weil er keine eigenen Kinder hatte, froh über den Fund war.

Mime nannte den Jungen Sigfrid und lehrte ihm das Schmiedehandwerk. Sigfrid war zu einem überaus kräftigem Jüngling herangewachsen, nicht allein, daß er die Knechte des Schmieds verprügelte, er schlug auch beim ersten Versuch den Hammer mit solcher Wucht, daß die Schmiedezange zerbrach und der Amboß in die Erde drang.

Der Junge wurde Mime unheimlich und er trachtete, sich seiner zu entledigen. Mit einer Axt Verpflegung für neun Tage ausgestattet sandte er ihn zu seinem Bruder Regen, der aber in einen Drachen verwandelt war. Mime hoffte, das Untier würde den Sigfrid töten. Unterwegs entzündete sich Sigfrid ein Feuer und verzehrte die gesamte Verpflegung auf einmal. So gestärkt dürstete es ihm nach Heldentaten und die Gelegenheit bot sich sogleich, da plötzlich Regen auftauchte. Sigfrid erschlug ihn mit einem brennendem Ast und trennte ihm mit der Axt das Haupt ab. Dabei stellte er fest, daß das Blut seine Haut hart wie Horn machte und badete sogleich ganz im Drachenblut, einzig eine Stelle zwischen seinen Schultern blieb wegen eines Ahornblattes unbenetzt.

Überdies zwitscherten ihm Vögel, deren Sprache er verstand, daß sein Lehrer Mime ihn absichtlich in den Tod schicken wollte. Mit dem Drachenkopf in der Hand trat Sigfrid wutentbrannt vor Mime hin. Der fürchtete um sein Leben und versprach Sigfrid das beste Pferd aus dem Gestüt der Brünhilde, auch übergab er seinem Ziehsohn eine hervorragende Rüstung sowie Gram, das beste aller Schwerter. Sigfrid prüfte die Waffe gleich an seinem ungetreuen Ziehvater, der kopflos hienieder sank (nach Thidrekssaga).

 

Mimir

Mimr (nord. „Erinnerung”, „Weiser”) Ein nordgermanisches Weisheits- und Orakelwesen und weiser Riese. Mimir hütet an der zweiten der drei Wurzeln von Yggdrasill den Brunnen Mimisbrunnr.

Mimir gehört nicht zu den Asen, wird von ihnen aber ob seiner Weisheit hoch geschätzt. Möglicherweise ist Mimir eine ältere Naturgottheit, der erst später zum Waldgeist und klugen Schmied wurde.

Jeden Morgen trinkt Mimir aus seinem Horn das Wasser des Brunnens, der Quelle von Weisheit und Erkenntnis ist (Edda, Voluspa 22). Daher ist er das weiseste aller Lebewesen. Um einen Trunk aus diesem Brunnen zu erhalten, hat der Ase Odin eines seiner Augen verpfändet.

Odin besuchte Mimir, nachdem er durch sein neuntägiges Hängen am Baum Yggdrasil die Runen erworben hatte. Im Tausch gegen eines seiner Augen, das seitdem auf dem Wasser von Mimirs Brunnen schwimmt, erhielt der Gott vom Riesen auch die Weisheit, diese Runen zu deuten.

Nach Beendigung des Asen-Vanen-Krieges begab sich Mimir gemeinsam mit Hoenir zu den Vanen. Die aber schlugen Mimir das Haupt ab und sandten es zurück an die Asen. Odin bezaubert das Haupt, schützt es so vor Verwesung und erhält ihm die Sprache.
Zu Beginn von Ragnarök wird sich Odin mit Mimirs Haupt, das unter Yggdrasills Wurzeln verwahrt liegt, beraten, aber auch sonst ist das Haupt weiser Ratgeber.

 

Mimisbrunnr

(Mimis brunnr, nord. „Mimirs Brunnen”) In der nordischen Mythologie der Brunnen der Weisheit.
Er liegt unter einer der zweiten der drei Wurzeln von der Esche Yggdrasill und gehört dem weisen Mimir. Der nimmt daraus täglich mit seinem Trinkhorn Gjallar einen kräftigen Schluck.
Am Mimisbrunnr holt sich auch Odin die Gabe des Ratens. Dafür muß er ein Auge lassen, weshalb er einäugig dargestellt wird.
Quellen und Brunnen, deren Wasser die Gabe der Weissagung verleihen, sind in der Mythologie ein geläufiges Phänomen.

 

Miskorblindi

Der Vater des Riesen Aegier.

 

Mistel

Viscum album L., Laubholz-Mistel u. weitere Arten
Das Zauberkraut keltischer Druiden schlechthin, jedem Asterix-Leser wohlbekannt. Sie galt auch den Germanen als heilig, die davon ausgingen, daß die Mistel vom Himmel gefallen sei.

Es war ein Mistelzweig, mit dem der blinde Hoedur auf Anstiften Lokis versehentlich seinen Bruder Balder erschoß. Alle Welt hatten beeidet, dem Balder kein Leid zu tun, einzig ein westlich von Walhall wachsender Mistelschößling wurde vergessen und beschwor so das Götterverhängnis Ragnarök herauf.

Wie andere Pflanzen mit magischen Eigenschaften, zeigt sich auch die Mistel in eigenartiger Erscheinung: wie der Efeu immergrün, wächst die Mistel nicht im Boden, sondern sitzt anderen Pflanzen, bevorzugt Eichen, auf und zehrt, anders als vorgenannter von ihrem Wirt. Was in anderen Ländern gang und gäbe ist (Bromelien, epiphytische Farne o. Kakteen), bleibt in Mitteleuropa Ausnahme: eine Pflanze, die ihre Wurzeln nicht im Boden hat.

Die Mistel schmarotzt an ihrem Wirtsbaum, indem sie mit Wurzeln in dessen junges, noch nicht von dicker Rinde geschütztes Holz einwächst und sich von seinem Wasser und gelösten Mineralstoffen nährt. Es sollen sogar Misteln als Untermieter auf anderen Misteln wachsen. In der Regel kommt der gebende Baum mit seinem Bewohner zurecht, und so an die 70 Jahre alt werden. Doch kann eine große Mistel, sie wird bis einen Meter hoch, den Ast empfindlich schwächen und sogar zum Absterben bringen (Düll 1992, S.480). Gut, wenn rechtzeitig jemand zur Ernte erscheint.

Die Druiden beachteten dabei ein besonderes Zeremoniell, wenn sie die Mistel, weißgewandet, mit goldener Sichel, von der Eiche schnitten. Der herabfallende Zweig wurde mit weißem Tuche aufgefangen, er blieb gewissermaßen zwischen Himmel und Erde. Wenn der Mistelzweig austrocknet, färbt sich das Laub goldgelb. Ein solcher Goldener Zweig eröffnete nach altem Glauben den Zutritt zur Unterwelt.
Lohn der Erntemüh` sind verschiedene Heil- und Zaubermittel. Als Mischgetränk auf Bier-Basis wird es dem Vieh zum Trank gegen Verzauberung gegeben. Die Zweige selbst sollen vor Verzauberung schützen, darum trägt man daraus gefertigte Amulette. (so Wehr 1992, S.163).

Gewiß wurde bei Ernte und Zubereitung auch der Mondstand sorgsam beachtet. Die Mistel ist giftig, ausgenommen sollen die Beeren sein. Die Stärke der Giftwirkung ist abhängig vom Wirt der Pflanze. Sie soll ein gutes Mittel gegen den Krebs sein, auf das die Anthroposophie große Hoffnungen setzt. (Düll 1992, S.481)

Weil die Mistel von ihren Wirtspflanzen ähnlich zehrt wie ein Tumor vom Körper, setzen viele an Krebs erkrankte ihre Hoffnung auf pflanzliche Medikamente aus Drogen dieser Pflanze. Dieser therapeutische Ansatz wird dem anthroposophischen Weltbild nach Rudolf Steiner zugeordnet.

Weiteres zur Mistel
Der Pfeil, den Wilhelm Tell, der Nationalheld der Schweizer, auf Geheiß des kaiserlichen Landvogts auf seinen kleinen Sohn Walter bzw. auf den auf Walters Kopf gesetzten Apfel geschossen hatte, soll wie der Pfeil Hoenirs aus dem Holz der Mistel geschnitzt gewesen sein.

 

Mjöllnir

auch Thrudhamar (starker Hammer) In der nordgermanischen Mythologie die Waffe des Donnergottes Thor.

Die Dvergr Sindri und Brokkrder schmiedeten diesen Hammer, der geworfen stets das Ziel trifft. Nach jedem Wurf kehrt Mjöllnir wie ein Bumerang in die Hand des Werfers zurück. Dem Wurf voraus gehen Blitz und Donner. Ein „Gebrechen” Mjöllnirs ist sein etwas zu kurzer Schaft, dennoch ist er das Meisterstück seiner Schöpfer.

Vorzugsweise schleudert Thor den Mjöllnir gegen Riesen, zu Ragnarök erschlägt er mit ihm auch die Midgardschlange.

Mit seinem Zauberhammer erweckt Thor morgens auch seine Ziegen Tanngnjostr und Tanngrisnir.
Aus Lokis Zankreden:
(Thor droht dem ihn verspottenden Loki)
Schweig, armer Wicht!
Dir soll mein Wuchthammer,
Mjöllnir, den Mund schließen!
Nach oben wer fich dich
und nach dem Ostlande;
nie wieder gewahrt man dich.
Edda, Lokasenna 59

Mjöllnir wird mit der Rune Thurisaz in Beziehung gesetzt.
Der Hammer diente nicht nur als Waffe, sondern auch Weihegerät. Das beweist das Zeremoniell, das der Riese Thrym im Eddalied Thrymskvida der vermeintlichen Braut Freyja/Thor in den Schß gelegt wird. Der Hammer nimmt in heidnischen Skandinavien die Stellung des christlichen Kreuzes ein. Als Blitz und Donner ist er Symbol der Fruchtbarkeit.

 

Modgudr

(nord. „zorniger Kampf”) In der germanischen Mythologie die Riesin, die die Jenseitsbrücke Gjallarbru bewacht. Die liegt auf dem nach Norden ins Totenreich der Hel führenden Helvegr („Helweg”) liegt.
Modgudr gehört zum Riesengeschlecht der Jötunn.

 

Modi

» siehe Magni

 

Mögthrasir

Die „Mädchen Möthrasirs” sind Schutzgeister der Menschen.
Sie wohnen bei den Riesen, wo über ihren Hof drei starke Ströme stürzen (Edda, Wafthrudnirlied 49). Wer oder was Möthrasir selbst ist, darüber schweigt sich die Stelle aus. Vermutlich ist er/sie ein Riese.
Die Dreizahl seiner „Mädchen” erinnert an die drei Nornen, die nordischen Schicksalsgöttinnen.

 

Mökkurkalfi

(nord. „Nebelwade”, „Nebelkalb”) Ein von anderen Riesen geschaffener Lehmriese.
Als Thor an der Grenze von der Götterwelt zum Riesenland den Hrungnir erwartet, überraschen die Riesen ihn mit einem ungeheuer großen Mann, den sie aus Lehm geformt hatten. Ein Stutenherz ermöglichte dem lebendem Gebirge Bewegung, wenn auch von schleppender Langsamkeit. Mökkurkalfi reichte weit in die Wolken hinein und flößte Thor gewaltigen Schauder ein.
Zu seinem Glück war sein menschlicher Knecht Thialfi weniger beeindruckt und fällte diesen riesischen Golem mit seiner Axt, so daß Thor ihn erlegen konnte. Ihn hatte vielleicht das gewaltige Erdbeben zur Besinnung gebracht, daß der niederstürzende Mökkurkalfi in ganz Jötunheim auslöste.

 

Moosleute

Waldgeister, Waldleute
Diese europäischen Naturgeister zählen zur Verwandtschaft der Zwerge, Kobolde und Alben.
Ihr Vorkommen beschränkt sich bei den männlichen Vertreter, Moosmännchen und Waldväter, auf den unberührten Urwald, die Moosweibchen wagen sich auch in der Nähe menschlicher Siedlung (Arrowsmith 1994, S. 186).

Zu den Waldgeistern gehören die Moosleute und die Holzweibel, die Buschgroßmutter und ihre Moosfräulein. Diese ähneln in der Größe etwa dreijährigen Kindern, kleiden sich in Moos und - besonders die weiblichen, die männlichen, an ihrem dreieckigen schwarzen Hut kenntlich, sind weniger umgänglich - pflegen überwiegend freundlichen Umgang mit den Menschen, beschenken sie, helfen ihnen bei der Ernte und sitzen mit ihnen zu Tische, nehmen sich auch heimlich von den Vorräten der Menschen, wofür sie sich aber durch guten Rat und Gaben erkenntlich zeigen. Bei der Flachsernte lassen ihnen freundliche Flachsbauern drei Hände voll Flachs in den Feldern liegen. Mehr Sicherheit gewährt diesen Waldgeistern die Sitte, bei Holzfällarbeiten drei Kreuze in den Stumpf zu schlagen, solange der Schall des niedergefallenen Stammes zu hören ist: Diesen Platz können die Waldgeister aufsuchen, wenn die Wilde Jagd hinter ihnen her ist.

Auch von den Menschen droht ihnen Gefahr. Ganz abgesehen davon, daß den konservativen Waldleuten Lärm, Kirchengeläut und Verstädterung ein Graus ist, muß ein Waldweibchen sterben, wenn ein Mensch einen jungen Baum so dreht, daß dem der Bast abspringt. Eine merkwürdige Abneigung haben diese Wesen gegen das Zählen der Brote (vielleicht, weil sie sich dann keines davon nehmen können), gegen die Sitte, mit dem Finger in den Teig zu drücken (pipen) oder Kümmel hineinzubacken:

Schäl keinen Baum,
erzähl keinen Traum,
pip kein Brot (oder: back keinen Kümmel ins Brot),
so hilft dir Gott aus aller Not!

Besonders dieser Kümmel ist ihnen verhaßt, so daß die Klage der Waldleute lautet: „Kümmelbrot, unser Tod!” oder „Kümmelbrot macht Angst und Not!”

Haben sie sich trotz aller Scheu in die Nähe des Menschen gewagt, so sollte man es unterlassen, die Knödel im Topf zu zählen und das Wasser etwas tropfen lasssen - die Moosweibchen können sich dann selbst versorgen. Wer so ihr Vertrauen gewonnen hat darf darauf hoffen, daß die Waldleute sie in ihr tiefes wissen um Gehgeimnisse der Natur einweihen, besonders in die Kräuterheilkunde. Sie vermögen es, durch Tanz das Getreide besser gedeihen zu lassen und wissen auch Blätter in Gold zu verwandeln (Arrowsmith 1994, S. 185f).

Manches an den Waldleuten ähnelt den Berichten über andere Wichteln, zum Beispiel der Umstand, daß sie auf nimmerwiedersehen verschwinden, wenn man ihnen zum Dank für geleistete Dienste Kleider und Schuhe hinlegt. Dann empfinden sie sich als ausgelohnt und verpflichtet zu gehen.

Auch ein Waldgeist, aber nicht zu mehreren sondern immer einzeln auftretend, ist der Schrat, ähnlich der Wilde Mann. In Tirol lebt der den Moosmännchen ähnliche Norgg.

Die Waldgeister der deutschen Sagen und Mythen ähneln den Faunen und Satyrn des Mittelmeerraums. Slawische Waldgeister sind die „Herren der Wälder” Leshiye.

 

Motsognir

Dieser erste und mächtigste aller Zwerge entstand, so heißt es in der Edda, aus „Brimirs (Ymirs) Blut und Blains Knochen” (Voluspa, 9).
Die Asen ratschlagten, wer die Zwerge schaffen sollten, da entstand erst Motsognir, dann Durinn und von ihnen stammen alle anderen der menschenähnlichen Höhlenzwerge ab (Voluspa, 10).

 

Mundilfari

(Mundilföri, nord. „der sich nach bestimmten Zeiten bewegt”, „Beweger der Weltachse”) Der Vater der Sonne Sol und des Mondes Mani.
Die beiden ziehen täglich als Sonne und Mond über den Himmel.(Edda, Wafthrudnirlied 23)
Vgl. die Gottheiten Nott und Dagr, die Nacht und Tag bilden.

 

Munin

» siehe Hugin

 

Muspellheim

(nord. „Welt des Muspell”, Muspelheimr) In der nordischen Mythologie Raum des Feuers, der Wärme und der Helle zur Urzeit vor der Schöpfung. Muspellheim ist noch vor dem kalten Niflheim entstanden und lag südlich von Ginnungagap.

Die aus Muspellheim aufsteigende Hitze ließ das Eis von Niflheim schmelzen, was zur Entstehung des Riesen Ymir führte. Andere Funken wurden von den Göttern als Gestirne an den Himmel geheftet.

Herr von Muspellheim ist in späterer Zeit der Feuerriese Surtr, der zu Ragnarök die Brücke Bifröst unter seinen Tritten zum Einsturz bringt.

Muspell
(von mu „Erde, Volk” und
spell „Schaden, Verderben”) Muspell ist als personifiziertes Feuer der Feuerriese (Thurs), der das Schiff Naglfar besitzt. Die Muspellsöhne (Muspellzsynir) gelten als seine Söhne oder sein Gefolge.

Welt des Muspell ist das feurige Muspellheim.
Zum Ende der Welt Ragnarök werden die Muspellsöhne gegen Asgard zu Felde ziehen. Vielleicht ist Muspell identisch mit Surtr oder Muspell meint als Begriff „Weltende durch Feuer” und Muspels Söhne sind Surtr und Loki.

Das althochdeutsche Gedicht Muspilli aus dem neunten Jahrhundert handelt von diesen letzten Dingen.