Naglfar

(nord. „Nagelschiff”) In der germanischen Mythologie ein Totenschiff. Naglfar ist das beste und größte aller Schiffe, erbaut aus den Nägeln der Toten.

Zu Beginn von Ragnarök wird Naglfar die Feuerriesen aus Muspelheim nach Asgard bringen, zum Kampf gegen die Asen. Gesteuert wird es auf dieser Fahrt vom Riesen Hrymir (nach Snorri). Nach Darstellung der Völuspa ist Loki der Steuermann. Die Besatzung sind verwesende Leichen, die aus Hels Totenreich herangeführt werden.
Um die Ankunft von Naglfar hinauszuschieben ist es daher hilfreich, den Toten die Nägel zu schneiden. Dieser Mythos deutet die Ferne des Weltenendes an; lange Zeit wird vergehen, ehe der gewaltige Rumpf aus den schmalen Nägeln zusammengefügt sein wird. Vergleichbar ist die Vorstellung vom Berg der Ewigkeit: Alle hundert Jahre trägt hier ein Vogel ein Sandkorn hinzu.
Naglfari heißt auch der erste Gatte der Nott.

 

Nal

germ.Name Laufey

 

Nanna

(nord. „Mutter”) Eine nordische Muttergöttin. Die isländische Edda nennt Nanna ist Tochter des Nepr und Gattin Balders. Mit Balder ist sie die Mutter des Forseti.
Als Balder zur Hel geht, stirbt Nanna an ihrer Traurigkeit. Ihr Leichnam wird neben dem Balders auf dem Schiff Hringhorni bestattet und verbrannt.

 

Nepr

Der Vater der Nanna, die Gattin Balders war.

 

Nerthus

Eine germanische Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin, Göttin des Wachstums. Im Norden ist Nerthus gleichzeitig Schwester und Gattin des Njörd und gilt auch als Mutter des Göttergeschlechts der Wanen.

Nerthus wurde in einem heiligen Hain auf einer Insel im Ozean von sieben germanischen Stämmen verehrt (Nerthusbund). Ein Priester begleitete sie, wenn sie mit Kühen einherfur. Nach dem Fest fand eine Waschung der Gottheit in einem verborgenen See statt, in dem die Teilnehmer an der Kulthandlung versenkt wurden. Der Schauplatz des Kultes ist früher auf Rügen gesucht worden, neuere Forschung lokalisiert ihn an der norwegischen Westküste.

Tacitus schreibt in seiner „Germania” dazu
„daß sie allgemein die Nerthus, daß heißt die Mutter Erde, verehren und glauben, sie nehme teil am Treiben der Menschen und fahre bei den Völkern einher. Auf einer Insel des Ozeans gibt es eine unberührten Hain; darin steht, mit einem Tuch überdeckt, ein geweihter Wagen; ihn zu berühren ist allein dem Priester erlaubt. Er merkt, wenn die Göttin im Allerheiligsten weilt; und wenn sie, von Kühen gezogen, auf dem Wagen fährt, gibt er ihr in tiefer Ehrfurcht das Geleit. Froh sind dann die Tage, festlich die Orte, die sie ihrer Einkehr und ihres Besuches würdigt. Man zieht nicht in den Krieg, greift nicht zu den Waffen, weggeschlossenen bleibt alles Eisen; nun kennt, nun liebt man nur noch Ruhe und Frieden, bis der nämliche Priester die Göttin, wenn sie des Umgangs mit den Sterblichen müde ist, wieder in ihr Heiligtum zurückbringt. Sodann wird der Wagen und die Decke und, wenn man es glauben will, die Gottheit selber in einem verborgenen See gewaschen. Dabei dienen Sklaven, die alsbald derselbe See verschlingt. Daher der geheime Schauder und des ehrwürdige Dunkel um jenes Wesen, das nur Todgeweihte schauen.”

Hier liefert Tacitus viele interessante Details, die sich auch in anderen Überlieferungen finden. Der Wagen, den nur der Priester berühren darf erinnert an die biblische Bundeslade. Niemand außer Mose und Aaron bzw. der Hohepriester darf sie berühren. Als sie zu kippen droht und ein unbefugter sie zu stützen versucht, bezahlt er das mit seinem Leben.
Eine Friedensperiode wie zum Besuch der Nerthus kannten die Griechen während der Olympischen Spiele.

Unklar bleibt neben vielem, wo das Heiligtum der Nerthus lag. Unter anderen Orten wird Rügen vermutet:

Der Herthasee (Ludwig Bechstein)
„Im Eiland Rügen war das Heiligtum der Mutter Erde, als Göttin gedacht von den alten Urvölkern des germanischen Nordens und Hertha geheißen. Ein geheiligter Buchenwald, die Stubbnitz genannt, umgab einen tiefen See. Im Walde stand der mit einem Gewand bedeckte Wagen der Göttin, darin sie alljährlich einmal das Land durchfuhr, im Geleite eines einzigen Priesters, dem ihr Wille offenbart ward. Zwei heilige Kühe zogen den Wagen der Göttin, und wohin derselbe kam, da war Freude und Fülle und eitel Friedensfest. Niemand durfte da streiten, keine Waffe durfte ergriffen werden. Das währte so lange, als die Göttin an einem Orte verweilte, und wenn sie nicht mehr weilen wollte, da führte der Priester sie zurück in ihr Heiligtum. Dann wurde in dem düstern See ihr Wagen, Gewande und ihr Bildnis gereinigt, und die Sklaven, welche dabei dienten, wurden in dem See geopfert, damit ihrer keiner je erzählte, was er geschaut. Die Sage geht, daß die Insel Rügen weder Wölfe noch Katzen dulde. ” (Ludwig Bechstein 1987, S. 63)

 

Nibelungen

(von „Nebel”) Ein dämonisches oder albisches Volk von Zwergen und Riesen unter Führung Alberichs. Von ihnen erwarb Siegfried den „Hort Nibelunges”. Als dieser Schatz von den Burgundern errungen wird, geht auf dieses Volk der Name Nibelungen über, der Hort wird „Hort der Nibelungen” genannt.

Der Hort ist mit Krimhild die Klammer, der die beiden Teile des Nibelungenliedes bildet.

Ursprünglicher Herrscher war König Nibelung. Nach dessen Tod wollten Schilbung und Nibelung seinen Hort unter sich aufteilen. Das mißlang, auch dem Helden Siegfried gelang die Teilung nicht, doch hatte der für diesen Versuch das Schwert Nibelungs, Balmung erhalten. Mit dem riß er den „Hort Nibelunges” an sich und tötete Schilbung und Nibelung.

Als deren Untertan Alberich sie rächen wollte, erfuhr auch er die Kraft Siegfrieds und mußte ihm seine Tarnkappe, die ihn Unsichtbarkeit verlieh, überlassen. Fortan waren die Nibelungen Siegfrieds Lehnsmannen.

Als Siegfried später getötet wurde und der „Hort der Nibelungen” über Kriemhild, die Witwe Siegfrieds, auf die in der Gegend von Worms siedelnden Burgunder überging, übernahmen diese den Namen Nibelungen (so im Nibelungenlied).

Niflungen der Thidrekssaga
Der Namenswechsel Burgunder - Niflungen (oder Nyfflinge), überhaupt das Volk der Burgunder fehlt der Thidrekssaga, der Lebensbeschreibung des Didrik von Bern, die in skandinavischen und isländischen Handschriften überkommen ist.

Die Burg der Niflungen, Vernica (auch Wermintza, Verminna und ähnlich) soll in Virnich (im Dreieck Enzen-Mechernich-Zülpich) gelegen sein. Nahebei ist ein Wasserlauf namens Neffelbach, was zum Namen Niflungen paßt, hier verliefen alte Römerstraßen nach Köln, Trier, Reims und Neuß, so daß die geographische Lage günstig gewesen sein dürfte. Ausgrabungen in Enzen förderten frühgeschichtliche Funde zu Tage („Königsgrab zu Enzen”), in der Gegend kursier(t)en Schatzsagen. Auch die Entfernungen stimmen mit den Angaben in der Thidrekssaga überein, ebenso die Nachbarschaft des Dietrich von Bern („Bern”, Verona soll Bonn sein) sowie das Vorhandensein der hl. Gertrud von Nivelles, auch Nivelles soll nach dem Neffelbach heißen, so daß Heinz Ritter-Schaumburg zu der (umstrittenen) Ansicht kam, die Niflungen hätten hier im Zülpichgau ihre Wohnstatt gehabt und seien „die von der Neffel” (Ritter-Schaumburg 1992, S. 77ff.).

 

Nibelungenhort

Dieser an ein Füllhorn gemahnende Hort durchzieht das gesamte Nibelungenlied. Im dritten Abenteuer des Epos erklärt Hagen von Tronje seinem König Gunter, wie Siegfried an den „Hort Nibelunges” gekommen war, dem der unerschöpflichen Reichtum verdankte.
Der sollte, aus einem hohlen Berg geholt, unter den Nachkommen König Nibelungs aufgeteilt werden. Es war dies ein riesiger Schatz aus Edelsteinen und dem roten Gold der Nibelungen. Schilbung und Nibelung versprachen Siegfried für seine Hilfe beim aufteilen Balmung, das Schwert König Nibelungs, doch auch Siegfried gelingt es nicht, den Hort zu hälften. Er erschlägt statt dessen mit Balmung zahlreiche Nibelungen, allen voran Schilbung und Nibelung und reißt den Schatz an sich.
Als nach Siegfrieds Tod der „Hort Nibelunges” auf die Burgunder übergeht, wandelt sich sein Name in „Hort der Nibelungen” und die Burgunder nehmen deren Namen an.

 

Nibelungenlied

Das deutsche Epos wuchs aus verschiedenen in den germanischen Stämmen gesondert entwickelten Sagenkreisen zusammen, etwa den um Siegfried, den Hort und die Amelungen. Es erhielt seine Gestalt etwa 1200-1205 von einem österreichischen Dichter, der die alte Heldendichtung am Bischofshofe zu Passau im Sinne der zeitgenössischen höfischen Poesie bearbeitete. Es ist in verschiedenen Handschriften überliefert, die wichtigsten sind die „A” aus Hohenems, jetzt in München; „B” in St. Gallen, die dem Original am nächsten stehen soll und die wie „A” aus Hohenems stammende, jetzt in Donaueschingen befindliche Handschrift „C”, die am stärksten dem höfischen und religiösen Geschmack ihrer Zeit angepasst ist. Alle drei Handschriften entstammen der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts.

Das Nibelungenlied ist in der „Nibelungenstrophe” abgefaßt, jeweils vier paarweise reimende Langzeilen. Diese Strophenform suchte Karl Simrock in seiner Übersetzung von 1827 wiederzugeben und verleiht dem neuhochdeutschen Text damit seine eigentümliche Melodie.

Aus dem ersten Abenteuer, „Wie Kriemhilden träumte”:
Eß troumde Kriemhilte in tugenden der si pflac
wie si einen valken wilden züge manegen tac,
den ir zwên arn erkrummen. daß si daz muoste sehen:
in enkunde in dirre werlde nimmer leider sîn geschehen,

Den troum si dô sagete ir muoter Uoten.
sin kunde in niht bescheiden daß der guoten:
„der valke den du ziuhest, daß ist ein edel man:
in welle got behüeten, du muost ihn schiere vloren hân.”

Probe aus dem Urtext nach Lachmann
In ihren hohen Ehren träumte Kriemhilden,
Sie zög´ einen Falken, stark-, schön-, und wilden
Den griffen ihr zwei Aare, daß sie es mochte seh:
Ihr konnt auf dieser Erde größer Leid nicht geschehn.

Sie sagt´ ihrer Mutter den Traum, Frau Uten:
Die wußt ihn nicht zu deuten als so, der Guten:
„Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann:
Ihn wolle Gott behüten, sonst ist es bald um ihn getan.”
Übersetzung von Simrock (Die Nibelungen, Hesses Volksbücherei)

Mit den geschichtlichen Ereignissen aus der Zeit der Völkerwanderung um den Burgunder Gundahari und den Hunnenkönig Attila verknüpft das Nibelungenlied den Mythenkreis um den Drachentöter Siegfried.
Der erste Teil beschreibt die Werbung Siegfrieds um Kriemhild bis zu seinem Tod und den Übergang des Hortes auf die Burgunder, der zweite das Ende der Burgunder am Hofe Etzels, womit Krimhild Rache an den Mördern ihres ersten Mannes nimmt.

Kurzer Überblick des Nibelungenliedes: Die zentrale Person ist Krimhild, Tochter der Ute und Schwester der Burgundenkönige Gunther, Gernot und Giselher. Ihr einer Vorsehung zufolge tragisches Schicksal bildet den Leitfaden der Handlung. Das Idealbild des Helden repräsentiert ihr Gatte Siegfried, Sohn von Siegmund und Siegelind, der auch in anderen Sagen die Heldenfigur bildet. Er ist Überwinder des Drachen, Erringer des füllhornartigen Horts und der Weisheit albischer Wesen, der für Gunter mit Hilfe seiner gewaltigen Kraft und der von den Alben gewonnenen Tarnkappe die von ihm erstrebte Brunhilde zur Gattin gewinnt. Nach dieser Prüfung erhält er damit auch die Hand Krimhilds. Als die bei der Minne um Brunhilde verwendete List durch einen Zwist zwischen Krimhild und Brunhilde herauskommt, tötet den Siefried Hagen von Tronje, der treueste Held König Gunthers.

Mit dem Tod Siegfrieds geht der Hort Nibelunges auf die Burgunder über und wird zu deren Fluch. Denn Kriemhild sinnt auf Rache und verheiratet sich mit dem Hunnenkönig Etzel. Auf Kriemhilds Wunsch hin werden die Burgunder, auf die als Besitzer des Hortes nun der Name Nibelungen übergegangen ist, zu Etzel auf die Burg gelockt.

Dort kommt es zum Untergang der Burgunder. Hagen, der das Wissen um das Versteck des Hortes mit sich in den Tod nimmt, wird von Kriemhild getötet. Sie selbst tötet der Waffenmeister Dietrich von Berns, der alte Hildebrand.

Interessant ist der Vergleich des Nibelungenliedes mit der Niflungensage der Thidrekssaga. Die Handlung ist insgesamt ähnlich, doch weicht die Darstellung des Nordens in Schauplätzen, Begründungen und Einzelschicksalen erheblich von der süddeutschen Dichtung ab, das Geschehen ist insgesamt weniger ausladend dargestellt. Besonders fällt vielleicht auf, daß die Thidrekssaga nicht die Gleichsetzung der Nibelungen (Niflungen) mit den Burgundern macht und sie ihr Ende nicht im Osten (Ungarn) am Hofe des Hunnenkönigs Etzel finden, sondern in Susat (Soest) beim Hühnenkönig Attila.

 

Nidavellir

Im nordgermanischen Weltbild der Wohnort der Dvergr.

 

Nidhöggr

(nord. „Neiddrache”) In nordgermanischer Mythologie eine Schlange bzw. ein Drache (male pungens caedens), die in Niflheim am Brunnen Hvergelmir haust und dort an der Wurzel des Weltenbaums Yggdrasil nagt.
Nidhöggr trinkt das Blut der Toten und frißt die Leichen, die im hier gelegenen Totenreich der Hel reichlich anfallen.
Zwischen der Schlange und einem oben im Geäst der Yggdrasill sitzenden Adler läuft das Eichhörnchen Ratatoskr hin und her, um des Adlers Worte zu Nidhöggr mitzuteilen (Edda, Grimnismal 32).
In altnordische Merkversreihen (Thulur) wird ein Zwerg Nidhöggr genannt, in der Völuspa ist er aber Totendrache.

 

Niflheim

(Niflheimr, nord. „Nebelwelt”) In der nordgermanischen Mythologie Raum des Nebels und Eises, der Finsternis und Kälte und Stätte der Gestorbenen. Hier herrscht die Totengöttin Hel.
In der Urzeit ist Niflheim wie auch das warme Muspellheim noch vor der Schöpfung entstanden und liegt nördlich der Schlucht Ginnungagap. Nach Niflheim erstreckt sich eine der Wurzeln der Esche Yggdrasill. Im Zentrum von Niflheim liegt die Quelle Hvergelmir.

Zwölf Ströme entspringen dieser Hvergelmir, derjenige, der nächst der Wohnung der Göttin Hel liegt, ist Gjoell. Ähnlich dem griechischen Hades oder Erebos oder dem römischen Orcus wurde aus der persönlich gedachten Gottheit des Todes die Vorstellung von einem Aufenthaltsort der Toten entwickelt.

Den Eingang in diese finstere Welt dunkler Täler und ewiger Nacht und Kälte bewohnten die Dunkelelben. Als einziger Glanz glimmert hier und da leuchtendes Gold.

Nenen allen anderen Welten besuchte auch diese finsterste der neun germanischen Welten der weise Riese Wafthrudnir und gewann so die Runenweisheit (Edda, Wafthrudnirlied 43). Odin starb an Yggdrasil einen Opfertod, um für sich dieses Wissen zu erwerben.

Mit der Christianisierung wurde Niflheim (oder Hel, Helheim) der Hölle gleichgesetzt. Im Unterschied zur christlichen Vorstellung war Niflheimr zwar ein keineswegs sonderlich schöner Ort, ebensowenig aber Ort der Strafe und der Qualen. Demgemäß gelangte jeder Mensch nach seinem Tod hierher, nicht allein die bösen Sünder. Ausnahmen waren nur diejenigen gefallenen Krieger, die von den Walküren direkt zu Odin und Freya nach Walhall und Folkwang getragen wurden. Auch den auf See ertrunkenen wurde ein gesondertes Schicksal zuteil, sie wurden im Totenreich der Meeresgöttin Ran aufgenommen.
Der Begriff Niflhel (nord. „die dunkle Hel”) gilt als Steigerung von Hel („die tiefste Hölle”) und als Wortschöpfung Snorris (Stange 1995, S. 416).

 

Njörd

(Niörd) Ein nordgermanischer Wind- und Meergott, aber auch Feuergott. Als Fruchtbarkeitsgott spendet Njörd die Ernte. Njörd ist Schutzgott der Seefahrer und Fischer und gilt als „Fürst der Menschen” (Edda, Grimnirlied 16).
Sein Wohnort ist Noatun (nord. „Schiffsplatz”, „Schiffsstadt”. (Edda, Grimnirlied 16; Wafthrudnirlied 38f.).
Njörd gehört den Vanen an. Er ist Bruder und Gatte der Nerthus, später der zweite Gemahl der Skadi und mit ihr Vater des Freyr (Grimnirlied 43) und der Freyja.
Die Ehe mit Skadi scheiterte, weil der Gegensatz zu ihr, der Tochter der Berge und Njörd, der in der See lebte, unüberwindlich war. Zwar einigte man sich, jeweils neun Tage im Gebirge, neun im Meer zu verbringen, doch war dies keine Lösung von Dauer (Edda, Strophe der Thökk).
Nach Beendigung des Asen-Vanen-Krieges gelangte er zusammen mit seinen beiden Kindern als Geisel zu den Asen. Erst zu Ragnarök wird er zu den Vanen zurückkehren.

 

Noatun

Wohnort des Njörd und der Skadi

 

Nott

(„Nacht”) In der nordgermanischen Mythologie die Personifikation der und Göttin der Nacht, auch dunkle Riesin. Nott ist Tochter des Riesen Nör(fi) (Edda, Wafthrudnirlied 25) und damit Enkelin des Loki.
Sie war dreimal verheiratet: Ihr erster Gatte ist Naglfari. Mit ihm ist sie Mutter des Audr („Reichtum”).
Der zweite Gatte ist Annar („der Andere”) und mit ihm ist sie Mutter der Jörd („Erde”).
Dritter Gemahl der Nott ist der Dvergr Dellingr, durch den sie Mutter des Dag wurde.
Nott soll auch mit dem Onar Mutter der Erde Fjörgyn sein.
Nott fährt in zwei Tagen um die ganze Erde. Täglich reitet sie auf ihrem Pferd Hrimfaxi (Rimfari), das jeden Morgen die Erde mit dem vom Zaumzeug tropfenden Speichel betaut, ihrem Sohn Dag voraus.

 

Nordi, Austri, Sudri und Vestri

(nord. „Norden”, „Osten”, „Süden”, „Westen”) Diese vier Dvergr (Zwerge) der nordischen Mythologie sind in der Edda genannt (Voluspa 11).
Sie repräsentieren die vier Himmelsrichtungen, ein jeder von ihnen soll an einem Ende der Welt jene Schädeldecke des Ymir tragen, aus denen die Asen einst das Gewölbe des Himmels erbauten (Wafthrudnirlied 21, Grimnirlied 40f.).
Surdri heißt auch Surti oder Surrt. Dieses ist auch Name des Feuerriesen, der zur Götterdämmerung (siehe Ragnarök) gegen die Asen streiten wird.

 

Nornen

(nord. „Raunende”) In der nordgermanischen Mythologie Schicksalsgöttinnen und Geburtshelferinnen, die den Schicksalsfaden der Menschen und Götter spinnen.

„Von den drei Schicksalsgöttinnen enthält die Edda einen abgeschlossenen tiefsinnigen Mytus. Sie heißen gemeinschaftlich Nornir, einzeln aber Urdr, Verdandi, Skuld. Der Ausdruck Norn hat sich bisher in keinem andern Dialekt aufgefunden, gehört jedoch ohne Zweifel echtdeutscher Wurzel an, und ist wie Dorn, Korn, Horn u.s.w. gebildet, ahd. würde man Norn, pl. Norni gesagt haben; auch die schwed. und dän. Sprache kennen ihn nicht mehr. In den drei Eigennamen sind die Formen abstrakter Verba unmöglich zu verkennen: Urdr ist aus dem Pluralablaut von verda (vard, urdun) entnommen, Verdandi ist das fem. part. praes. des nämlichen Worts, Skuld das part. Praet. von Skula, d. h. dem Wort, mit welchem die mangelnden Flexionen des Futurums umschrieben werden. Es ist also sehr passend das Gewordene, Werdende und Werdensollende, oder Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft bezeichnet und jede der drei Parzen in einer dieser Richtungen aufgestellt.” (Grimm, Bd. II, S. 335)

Sie heißen Urdr (das gewordene), Verdandi (das werdende) und Skuld (das werdensollende), d. h. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Jakob GRIMM nimmt an, daß Urd bedeutender als die anderen beiden gewesen sei; immerhin heißt eine der drei Brunnen der heiligen Esche Yggdrasill Urdrbrunnr, neben diesem Brunnen liegt der Saal, aus dem die drei Nornen kommen.

Die Nornen verwalten das Schicksal örlög, erspähen, verhängen es und sprechen es aus. Auch die Lebenszeit des Menschen wird von den Nornen bestimmt. Als Wächterinnen des Fenriswolfes entscheiden sie letztlich auch über den Weltuntergang Ragnarök.

Die Edda erwähnt sie „vielwissende” (Voluspa 14) und als „drei geheimnisvolle Wesen”, die Hohe, die Genausohohe und die Dritte, die die Geheimnisse des Universums enthüllten und das Buch des Schicksals schrieben; daher stammt ihr anderer Titel „Die Schreiberinnen”.

Die Nornen gehören wie die Walküren zu den Disen.

Den Nornen vergleichbar sind in der römischen Mythologie die Parzen, bei den Griechen die Moiren. Die slawischen Völker kennen die drei kleinen Schwestern Zorya.
Auf englisch heißen sie Weird-Sisters, vom germanischen wyrd, Schicksal. Vgl. Shakespeare, "Macbeth".