Waberlohe

Die Waberlohe ist ein flammender Ring, den nur der Held durchdringen kann, um beispielsweise wie Siegfried die Walküre wachzuküssen. Vergleichbar ist die Dornenhecke beim Dornröschen.

 

Wafthrudnir

(Vafthrudnir, nord. „der kräftig Verwickelnde”, „Rätselmeister”) In der nordischen Mythologie ein Urzeit- und Reifriese (Hrimthursar). Vafthrüdnir ist ein Wesen mit sechs Köpfen. Er ist mit der Urweisheit begabt und weisester aller Riesen.

Unter dem Decknamen Gagnrad sucht der Gott Odin, zur Vorsicht ermahnt von der Frigg, den weisen und uralten Riesen Wafthrudnir auf. Nachdem er sechs Fragen richtig beantworten kann, ist Odin als würdiger Gegner anerkannt, er darf sich in der Halle des Riesen setzen und seinerseits Fragen stellen. Als Wafthrudnir die achtzehnte nicht zu beantworten vermag, hat er verloren und verliert den Kopf an seinen Überwinder.

Diese Begebenheit schildert das Wafthrudnirlied der Edda, „eine reich strömende Quelle nordischer Mythenkunde” (Genzmer S. 44). Die Fragen und Antworten geben Auskunft über die Enstehung der Welt und ihre Einrichtung und weisen weit in die Zukunft, bis zum Untergang der Asen (Ragnarökr) und dem Heraufziehen eines neuen Geschlechts von Göttern und Menschen.

Insgesamt sind es 24 Fragen. Sechs davon stellt der Riese, achtzehn Odin, die in eine Gruppe zu zwölfen und einer zu sechsen gefaßt sind. 24 ist die Anzahl der Runen im Futhark, achtzehn Sprüche nennen die Zauberlieder, zwölf ist die Anzahl der Asen (Genzmer S. 44).

 

Walaskjalf

(nord., Valaskjalf) Einer drei Höfe Odins, dessen Dach mit Silber gedeckt ist.

Dieser Hof ist der dritte,
wo holde Götter
mit Silber den Saal deckten;
Walaskjalf heißt er,
ihn wirkte sich der Ase in Urtagen.

 

Walgrind

(germ.) Tor

 

Walhall

(nord. „Gefallenen-Halle”, Walhalla, Walholl, Valhöll) In der germanischen Mythologie der Wohnsitz Odins in Asgard. Walhall lag in Frohheim (Gladsheim, vgl. engl. glad) im Hain Glesnir und wurde vom kaum überwindlichen Strom Thund umflossen.

Frohheim ist der fünfte,
wo die funkelnd goldne
Walhall weit sich dehnt;
Odin aber
kiest alle Tage
kampftote Krieger dort.
(Edda, Grimnismal 8, hier zit. n. F. Genzmer)

Namentlich Walhall ähnlich ist die in Grimnismal 6 genannte Halle Walaskjalf, die allerdings mit Silber gedeckt ist, statt golden zu schimmern wie Walhall. Vielleicht ist ein Verhältnis wie Mond-Sonne, Nacht-Tag gemeint, wobei die dritte Halle Sökkwabeck (Grimnismal 7) beide Metalle und das vermittelnde Wasser enthält, wenn man sich die kühle Flut silbrig schimmernd vorstellt.

In seine Trinkhalle Walhall nimmt Odin die gefallenen Helden auf, die Einherier heißen und ihm von den Walküren zugeführt werden. Man erreicht Walhall nach manchem Hindernis, etwa einem reißenden Luftstrom, durch eine Tür namens Walgrind („das heilige Tor der Gefallenen”).

Die Wände Walhallas sind aus Speeren, das Dach ist mit Schilden gedeckt (Edda, Grimnismal 9), 540 Tore gewähren jeweils 800 Einheriern gleichzeitig Einlaß und Ausgang (Edda, Grimnismal 24).

Mitten im Saal steht der Baum Läradr. Von seinem Laub frißt die Ziege Heidrun. Aus ihrem Euter fließt täglich Met, der für alle Einherier reicht.
Weiter äst ein Hirsch mit Namen Eikthyrnir an Ljeradr. Aus seinem Geweih strömt Wasser in Hvergelmir. Von hier aus werden alle Ströme gespeist.

Täglich ziehen die Einherjar aus und kämpfen. Wer dabei verletzt wird, wird auf wundersame Weise wiederhergestellt. Abends trifft man sich zum Gelage, ißt das Fleisch des Ebers Saehrimnir und trinkt den Met der Ziege Heidrun. Dabei erfreuen sich die Krieger am Gesang Bragis.

Zu Ragnarök wird in Walhall der Hahn Gullinkambi krähen. Dann werden aus der Halle die Einherier ausziehen. Je Tor rücken gleichzeitig 800 Einherier aus (Grimnismal 24), um auf dem Feld Vigrid die letzte Schlacht gegen Fenrir zu schlagen, wobei ihre Vernichtung bereits gewiß ist.

Walhalla heißt auch die von Klenze 1830 bis 1847 bei Regensburg erbaute Ehrenhalle für bedeutende Deutsche.

 

Walküren

(Valkyria, Valkyrien, Walkyren, Walachuriun, nord. Totenwählerin) Naturgeister aus der germanischen Mythologie, auch jungfräuliche Kriegerinnen, die in glänzenden Rüstungen auf wilden Rössern durch die Lüfte fliegen.

Im Auftrag Odins greifen die Walküren in die Schlachtgetümmel auf der Erde ein und bringen als Seelenführer die auf der Walstatt gefallenen Helden (Einherier) nach Walhall.

Die Walküren gehören in der Systematik der Naturgeister zu den Disen. Namentlich bekannt sind von ihnen u. a. Wolkenthrut („Wolkenkraft”) und Mist („Nebel”).Das Grimnirlied der Edda zählt 13 Walküren auf (Strophe 34):

Hrist und Mist
sollen das Horn mir bringen,
Skeggjöld und Skögul,
Hild und Thrud,
Hlökk und Heerfessel,
Göll und Geirahöd,
Randgrid und Radgrid
und Reginleif,
die bringen den Einherjern Äl.

Die Walküre Mist gilt auch als Personifikation des Nebels (Grimm 1992, Bd. II, S. 735).

Als Schwanenkönigin der Walküren gilt Kara. Sie besiegte ihre Feinde, indem sie singend über deren Köpfe hinwegflog. Dabei trug sie ein Kleid aus Schwanenfedern.

In jüngeren nordischen Liedern wurde die Gestalt der Brunhild mit der Walküre Sigrdrifa („Siegspenderin”) vermengt (Edda, Die Erweckung der Walküre). Sie gehört zu jenen Walküren, die königlicher Herkunft, also menschlich sind. Sigrdrifa war von Odin zur Strafe für Ungehorsam in Zauberschlaf versenkt worden. Ihr Erwecker wird Sigurd, wie Siegfried im Nibelungenlied Brunhilde überwindet.

Weitere Walküre: Sigrun, Ölrun
Berühmt ist das Walkürenritt-Thema aus Richard Wagners Oper „Die Walküren” (1852/56).

 

Wandalen

»siehe Stämme

 

Wasud, Windswal und Swasud

Laut dem Wafthrudnirlied ist Windswal der Vater des Winters. Er selbst ist Sohn Wasuds.
Dagegen ist der Sommer Sohn des Swasud (Edda, Wafthrudnirlied, 27, vgl. Jahreszeiten).

 

Werbel

Ein Fiedler Etzels, der den Burgundern die Einladung Etzels überbringt.

 

Wieland

(altnord. wel „Kunstwerk, List”, skandinav. Wölund, isländ. Volundr, altengl. Wayland; Wölundur, Weland, „Wade-Riese”) Ein kunstreicher Schmied der germanischen Sage, der sein Handwerk von Zwergen erlernte (oder vom Meisterschmied Mime, der auch Sigfrid aufzog), manchmal auch selbst Albe ist. Er wird Gatte der Schwanenjungfrau Alwit, gerät in Gefangenschaft und wird gelähmt, kann aber letztlich mit Hilfe eines Federkleides entfliehen und Rache üben.
Als Gattin des Wieland wird auch die Bathilde genannt, mit ihr ist er Vater des Wittich.

Eine Sage (~um 500) berichtet von der Königin Giso der Rugier, der zwei gewaltige Schmiede dienten, die ihr die kunstreichsten Dinge fertigen mußten. Als einmal das Kind des Königs zu den Schmieden läuft, ergreifen die es und erhalten im Austausch freien Abzug. In Verbindung mit den Sagen vom hinkenden Volcanos und vom kunstreichen Dädalos, von denen die Germanen spätestens von den Römern hörten, mögen sich aus dieser Geschichte die Sagen von Wieland herausgebildet haben - sofern es nicht andersherum war.
Stammvater des Wieland soll Vilkinus sein, ein König, Halbgott oder Gott. Mit einem Meerweib zeugte er den riesenhaften Vadi (ags. Wada, ahd. Wato, auch Wate von Stürmen). Der hatte einen Sohn, den er auf seinen Schultern watend durch den Sund trug (vgl. Christopherus, der das Jesuskind trug). Diesen Sohn, Wieland, gab Vadi zwei Zwergen in die Lehre, die im Berg Ballofa hausten.

Wieland erlernte das Schmiedehandwerk von den Zwergen im Berg Ballofa und wurde ein Meister in dieser Kunst. (Anders oder ergänzend heißt es, Wieland sei erst bei Mime in der Lehre gewesen sein. Als dieser Mime auch den jungen Siegfried aufgenommen hatte und Wieland sich mit dem gestritten hatte, verließ er Mime.) Als die Zwerge ihn aber töten wollten, erschlug Wieland sie und entfloh. Dazu höhlte er einen Baumstamm aus, legte Werkzeuge und Metalle hinein und setzte sich selbst hinein. Ein eingearbeitetes Fenster ermöglichte Wieland freie Sicht. In diesem Einbaum trieb Wieland zurück nach Dänemark, seine Heimat (aus der Thidrekssaga).

Verbunden mit der Wielandsage ist die Geschichte von den drei Schwanenmädchen, denen drei Brüder, Wölund (Wieland), Schlagfider und Egli, einst die Federkleider stehlen konnten. Damit willigen die Schwanenmädchen in eine Hochzeit ein. Im neunten Jahr des Zusammenlebens fanden sie ihre Kleider und fliegen auf und davon. Zwei der Brüder suchten ihren Frauen nach und verschwanden.

Der dritte aber, Wölund, hoffte auf die Wiederkehr seiner geliebten Alwit und schmiedete ihr rotgoldene Schlangenringe. Die Ringe, bis auf einen, wurden ihm aber auf Geheiß Niduds („der Haßfeind”, auch Nidung, Nidhag), dem König der Najaren, geraubt. Heimlich streiften Knechte des Königs alle 700 Ringe von einer Schnur in Wölunds Hütte in den Wolfstälern ab, fädelten sie dann aber wieder auf, bis auf einen, den sie mitnahmen und dem König zeigten. Wölund bemerkte, daß einer fehlt, hatte aber, offenkundig nur wenig beunruhigt, die Tochter seines Bruders in Verdacht. Der König ließ aber seine Leute in die Wolfstäler zurückkehren und Wölund im Schlaf überwältigen.

Wölund erwachte gefesselt und wurde an den königlichen Hof gebracht. Hier erkannte die Königin gleich, daß Wölund kein bloßer Mensch ist und fürchtete seine Rache, auch weil Wölund gleich erkannte, daß ihre Tochter Bödwild jenen fehlenden Ring am Arm trug. Die Königin ließ Wölund die Sehnen durchtrennen und er hatte fortan in Säwarstad dem König, der auch in Besitz von Wölunds Schwert kam, listige Werke zu fertigen.

Die Thidrekssaga berichtet, Wieland hätte König Nidung zunächst als Mundschenk zu dienen gehabt. Einmal spülte er dessen drei Messer im Meer und verlor eines davon. Wieland schmiedete ein neues, das so scharf war, daß Nidung damit nicht allein das Brot sondern gleich den Tisch mit schnitt. Ein solch gutes Messer brachte Wieland den Neid des Hofschmieds Amilias ein. Sie wetteiferten, wer der bessere Schmied sei. Amilias sollte eine Rüstung schmieden, Wieland ein Schwert. Wessen Werk unterlegen sei, der hätte sein Leben verwirkt.

Nun zeigte Wieland die ganze Höhe seiner Kunst. In sieben Tagen schmiedete er ein großes Schwert, das bereits vortrefflich war. Das zerfeilte er zu feinsten Spänen, mischte diese mit Mehl und gab sie den Gänsen zu fressen. Den Gänsekot sammelte Wieland ein und schmiedete daraus ein weiteres, weit besseres Schwert. Auch diese Waffe zerfeilte Wieland, fütterte ein weiteres Mal die Gänse und so entstand ein drittes Schwert, das bei erster Prüfung Wolle zerschnitt, die, in einen Bach geworfen, gegen die Schneide trieb. Bei der Prüfung zerhieb dieses Schwert, Wieland nannte es nach seinem Lehrer Mime Mimung, mühelos Amilias Rüstung mitsamt dem darin befindlichen Konkurrenten. Übrigens soll das Verfahren mit den Gänsen keineswegs unsinnig gewesen sein, vielmehr erzielte Wieland auf diese Weise Eisen-Kohlenstoff- und Eisen-Stickstoff-Verbindungen, die ihm das schmieden eines Ganzstahlschwertes ermöglichte, das deutlich härter als Amilias eiserne Rüstung war.

Auch Wölunds Bruder Egli lebte an jenem Hofe. Als guter Schütze erlegte er für Wieland Vögel, aus deren Federn der Schmied sich Flügel machen konnte, mit denen er später entkam.
Zuvor aber lockte er das Kind Nidhags zu sich und tötete es. Als ihn die beiden Knaben des Königs besuchten, um Wölunds Schätze zu sehen, tötete Wölund sie und stellt aus ihren Körperteile Schmuck her. Die Hirnschalen faßte er in Silber und sandte sie dem König. Aus den Augen machte er Edelsteine für die Königin, die Zähne ergaben Brustschmuck für Bödwild.

Diese Bödwild (Baduhild) kam zu ihm und zeigt ihm, offenbar unwissend, ebenjenen Ring, den sie versehentlich zerbrochen hatte. Wölund machte sie mit Bier schläfrig und fiel über sie her. Nun, da er, „seine Sehnen” wiedergewonnen hatte, flog zu Nidud und der Königin und teilte ihnen seine Rache mit, nachdem Nidud ihm schwören mußte, seiner Frau und ihrem Kinde kein Leid zu tun (nach Edda, Wölundlied). Dann flog Wölund davon.

Wielands Mythos ähnelt in mehreren Motiven anderen Geschichten. Als hinkender erinnert er an den griechischen Hephaistos und den römischen Vulcanus (vgl. den Namen des Großvaters Vilkinus). Wie der von Meernymphen gerettet wurde, ist Wieland Sohn einer Nixe. Beide Gestalten lebten dann auf Inseln mit Vulkantätigkeit (Hephaistos wurde auf die Insel Lemnos gestürzt). Wie der griechische Handwerker Daidalos, der aus dem Palast des Minos entfloh, fertigte Wieland sich Flügel.

In seiner List, der Verbindung mit Feuer und dem zwiespältigen Wesen (er habe die Tochter Nidhads vergewaltigt) erinnert er an den Loki.

In England (in Berkshire, nahe Uffington/Wiltshire) gibt es einen langen Hügel, in dem Wieland leben soll. Stellt man sein Pferd nachts an einen der Megalithe, etwas Geld beigegeben schadet nicht, so ist es bis zum Morgengrauen beschlagen. Die über 100 Meter lange Zeichnung des Pferdes von Uffington weist darauf hin (Walker 1993, S. 977).

 

Wigrid

(nord. „Kampfsturm”) In der nordischen Mythologie der Name der Ebene, die zu Ragnarök zum Schlachtfeld wird, wo sich Götter und Einherier auf der einen, die Riesen unter Surtr auf der anderen Seite gegenseitig vernichten werden.
Wigrid mißt hundert Meilen im Geviert (Edda, Wafthrudnirlied 18). Das gewaltige Gelände wird in der Schlacht ganz vom Kriegsvolk eingenommen.

 

Wittich

(Widege, Widga, Wideke) In der germanischen Sage ist er Sohn des Wieland und der Bathilde, Vettern sind Isung und Rinolt.
Dieser Herzog von Raben war zunächst Schildgenosse, später Gegner des Dietrich von Bern.
Wittich führte das von seinem Vater geschmiedete Schwert Mimung, sein Helm hieß Limme.
Einmal lieh er Mimung seinem damaligen Herrn Didrik, der damit - betrügerisch - den Zweikampf gegen Sigfrid gewann.

Später wurde Wideke Vasall des Königs Ermenrik, eben jener, an den Didrik sein Reich verloren hatte. Als Didrik nach Jahrzehnten des Exils bei König Attala den Versuch unternahm, sein Reich zurüch zu erobern, fällte Wideke mit dem Mimung nicht nur die beiden Söhne des Attala, Ortwin und Erp, sondern auch Didriks Sohn Dieter und beraubte Didrik so seines Mutes.

 

Wuotan

(ahdt., auch Wodan, Vodan, Vodams, Guodan, Gudan, Voden, nord. Odin) Der höchste der von den Germanen verehrte Götter.

Wuotan ist die allesdurchdringende, schaffende und bildende Kraft. Er gibt allem einschließlich des Menschen Gestalt und Schönheit. Er lenkt im Krieg und führt zum Sieg, ist Spender der Dichtkunst. An seine Rolle als Fruchtbarkeitsspender erinnert das niederbairische Wort wueteln für „sich regen und bewegen, wimmeln, üppig wachsen und gedeihen”.

In wütend und Wüterich steckt das von Wuotan und seiner Gemahlin (Holda, Mare) angeführte Heer der Wilden Jagd.

Aus seiner himmlischen Wohnung schaut Wodan zur Erde nieder.

Dem Wuotan ist der Mittwoch, der Wuotanstag, gewidmet. Bei den Germanen des Nordens heißt dieser Gott Odin.
Der Römer Tacitus setzt ihn mit dem Merkur gleich (Tacitus, Germania 9.1).

 

Wolfbrand

Einer der Amelungen des Dietrich von Bern, dessen Neffe er ist.