Ydalir

Wohnort des Ull

 

Yggdrasil

(nord. „Yggs [Odins] Pferd” oder Eck/Ich - Drei/Drachen-Säule) In der germanischen Mythologie der Weltenbaum, der alle neun Welten berührt und im Zentrum von Midgard steht. Diese Esche ist der größte und heiligste aller Bäume, sie verknüpft Himmel, Erde und Hölle Hel. Ihre Krone überragt den Himmel Asgard, ihre Äste und Zweige treiben durch die ganze Welt bis Utgard und ihre Wurzeln dringen bis Niflheim.

Auf den Ästen und an den Wurzeln des Baums sitzen und springen Tiere: Ein Adler, ein Eichhorn, Hirsche, Schlangen.
Von Yggdrasil trieft bienennährender Tau, der Hunangsfall (Honigfall).
Yggdrasil zieht seine Kraft aus drei Wurzeln, die ins Totenreich der Hel, zu den Riesen Hrimthursar und zur Welt der Menschen reichen (Edda, Grimnirlied 31).
Unter diesen Wurzeln quellen mehrere Brunnen.
Diese Brunnen sind heilig: am Urdarbrunnen halten die Asen und Nornen Gericht. Zehn der Asen erreichen den Gerichtsplatz zu Pferd, Forseti ist schon da und Thor watet durch mehrere Gewässer, ehe er zur Stätte gelangt:

Gelber und Muntrer,
Glanz und Hufschnell,
Sehnig und Silberstern;
Gleißner und Fahlhuf,
Goldstirn und Leichtfuß:
auf diesen reiten die Rater alle Tage,
wenn sie zu urteilen ziehen
zur Esche Yggdrasil.


Edda, Grimnirlied 28, hier zit. n. F. Genzmer)

Den Riesenbrunnen Mimisbrunnr hütet ein weiser Mann namens Mimir.
Jeden Tag schöpfen die Nornen aus ihrem Brunnen und begießen der Esche Äste: so heilig ist das Wasser, daß es allen Dingen eine weiße Farbe mitteilt.

Am Brunnen Hvergelmir liegt die Schlange Nidhöggr (male pungens caedens) und nagt die Wurzel. Zwischen ihr und dem oben sitzenden Adler sucht Ratatöskr, das auf und nieder laufende Eichhorn, Zwist zu stiften. Des Adlers Name bleibt ungenannt, er ist ein kluger, vielwissender Vogel. Inmitten seiner Augen sitzt ein Habicht namens Vedrfölnir (Wederfölnir, „der Wettermacher”).

Weiteres Gewürm, das Yggdrasil an seinen Faserwurzeln zusetzt, heißt Goin und Moin, beides Söhne Grafwitnirs, weitere sind Grabak und Grafwöllud, Ofnir und Swafnir (Grimnirlied 34).

Yggdrasill ist ein Schicksalsbaum, der immer grünt, solange die Welten bestehen, denn er steht im Schutze der Nornen. Wenn er aber erzittert kündigt sich das Ende Ragnarök an.

Es gibt auch die Ansicht, der germanische Weltbaum sei keine Esche sondern vielmehr eine Eibe. Anders als die Esche ist die Eibe ein immergrüner Baum und kann ein enormes Alter erreichen, was sie für diese Rolle geeignet scheinen läßt. Die entsprechende Stelle in den Schriften der Edda sei demnach auf eine Verwechslung zurückzuführen.

 

Ymir

(nord. „immer”, „Zwitter”, „Rauscher”, „der Rauchende”) In der nordgermanischen Mythologie Urlebewesen und Urzeitriese. „Der Ersterschaffene” Ymir oder Örgelmir (in der Sprache der Riesen) stellt die noch ungeschiedenen Naturkräfte dar. Der sechsköpfige Ymir ist aus dem schmelzenden Eis- und Reifwasser in Ginnungagap hervorgegangen, als sich die kalten Wasser des Nordens mit dem Feuer Muspels mischte. Daher heißen die Riesen Hrimthursar (Reifreisen). Genährt wurde Ymir von der Milch der Urkuh Audhumbla (nach Bellinger 1999, S. 531).

Während er schlief wuchs das erste Paar Reifriesen aus dem Schweiß seiner Achselhöhlen, durch das Aneinanderreiben seiner Füße entstand ein weiteres Wesen. Auch die als Jötunn bekannten Riesen stammen von Ymir: Sein Enkel ist Bergelmir, der mit seiner Frau als einzige Riesen dem Blutstrom des erschlagenen Ymir entrann.

Die Götter Odin, Vili und Ve, Enkel des Ymir erschlugen ihn und formten aus seinem Leichnam die Welt mit Himmel, Erde, Wasser, Berg und Wald: Aus seinem Blut und Schweiß das Meer, aus seinem Fleisch die Erde, aus den Knochen die Berge, aus den Kinnbacken die Steine, aus den Haaren die Bäume, aus der Hirnschale das Himmelsgewölbe, aus dem Gehirn die dunklen Wolken und aus den Augenbrauen Midgard mit einem Wall darum, der diese Menschenwelt schützte (vgl. Edda, Wafthrudnirlied, 21 oder Grimnirlied 40f.).

Ymir ist wohl mit Aurgelmir (Örgelmir) identisch.

Gewaltsame Schöpfungsmythen wie die Tötung des Ymir durch die asischen Götter sind recht verbreitet. Der babylonische Gott Marduk tötete den weiblichen Drachen Tiamat und riß ihren Leichnam entzwei. Aus einem Teil formte er den Himmel, aus dem anderen den Erdboden, mit dem er die Leere bedeckte. Die Bibel enthält in ihrem Schöpfungsbericht keine ausdrücklichen Hinweise dieser Art, doch werden mehrere urzeitliche Wesen erwähnt (Leviathan, Behemot, Rahab), die von Jahwe in grauer Vorzeit überwunden wurden.