Die Geschichte von Marienthal bis 1945

Marienthal heute

Ob die Heimat der Wolfeskinder jemals von Wikingern besucht wurde, ist nicht nachgewiesen aber genauso wenig ausgeschlossen.
Ich halte mich da lieber an nachweisbare Fakten und möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei Dr. Uwe Zietmann, unserem Chronisten für die freundliche Bereitstellung der Materialien dieser Seite bedanken.

 
 
 

Urgeschichte / Germanenzeit

40.000 Jahre   Jetztmensch "Homo sapiens sapiens nosce te ipsum"
    Jäger Sammler durchstreiften unsere Gegend
vor 11.000 Jahren   Rastplatz in Burow
vor 10.000 Jahren   Mittelsteinzeit (Heuberg - Feuersteingerät - Wohnplatz) (3 Fundstellen)
vor 8.000 Jahren   Jungsteinzeit (1930: Steinbeil beim Pflügen Max Schulz auf Pachtland des Amtsvorstehers Otto Söhring)
Jungsteinzeit (1937 Steinaxt aus schwarzem Diabas 10.02.1914 Lehrer Kriesen aus Alt-Lüdersdorf an Märkisches Museum
Hünengräber / Urnenbestattung, Topfscherben, Geweihe, riesige Fischschuppen
Semnonen, Langobarden, Sueben Völkerwanderung 476 Odoakar Romulus Augustulus
 
 
 

Slawenzeit

    Siedlungsleer
7. / 8. Jh.   rücken Slawen nach
"ow" -Endungen in der Regel slawische Gründungen (Tornow)
braune Scherben auf dem Raats (Dr. Volker Schmidt Hornkamm datiert 8. Jh., gefunden von Schüler Justus Weller)


Der Raatz (Insel im Wentowsee)


..sah es hier vielleicht mal so aus..

Frankenreich (Karl der Große Sachsen 782 Havel Ersterwähnung)
 
 
 

Feudalzeit / Mittelalter

10. Jh.   Deutscher Feudalstaat zwischen Rhein und Elbe/ Saale (Otto, Heinrich 926/27 - 983)
11. Juni 1157   Albrecht der Bär Brennaburg Gründer der Mark Brandenburg
    Okkupation / Kolonisation
28.12.1216   Zehdenick
1262   Gransee
1267/70   Löwenberg, Insula Tarmesdorp=Raatz
    Wüstugsproblematik
>Schlobischendorf, Leuendorf, Wilckendorf und Neuenhoff
Buschwald zur Hütung von Vieh in Zusammenstellung der Heiden von Zehdenick von 1528 bis 1650(Chronik Zehdenick 1967)
(Lieselott Enders: HOLB, Teil 8, "Uckermark" 1986: "...auf WFM Wenddorf") >Friedrich Bratring: Die Grafschaft Ruppin..., Berlin 1799, "Die wüste Feldmark gehörte der Gemeinde zu Ribbeck." (S. 522)
>bisher KEINE archäologischen Spuren, die belegen könnten (braune Scherben - slawisch 8. - 12. Jh.; blau-graue Scherben - frühdeutsch 12. / 13. Jh.
 
 
 

Neuzeit

1574   Zum Haus Badingen gehört u. a. die "Judelacke", gelegen zwischen den Feldern, Mildenberg, Zabelsdorf und der Havel
1604   Haus Badingen hat Holzung in der "Jöden Lake"
1724   In der Badingenschen Forst heißt ein Revier in der Kienheide "die Jäger Laacke".
Jäger Laacke

1732   Hamburger Kaufleute finanzieren den Stich des Kanals, um Bauholz aus der Menzer Heide nicht mehr durch das Tornow-Fließ in die Havel - Elbe nach Hamburg flößen zu müssen (kurviges Gewässer, Streit mit Herzögen von Mecklenburg, Grenzverlauf)
 
 
 
26. März 1754   Marienthal tritt in das Licht der Geschichte
    Zur Ersterwähnung:
Schreiben der "Königlichen ChurMärkischen Kriegs- und Domainen-Kammer" zu Berlin
Handschriftlich, Original: Brandenburgisches Landeshauptarchiv in Potsdam, übersetzt von Frau Lotte Kiesel im August 2003

Originalschrift

    Erb - Eigenthums - und respective Zinß - Contract, zwischen der ChurMärkischen Krieges - und Domainen - Kammer und dem Commisharius Johann Andreas Ockel, über den Anbau eines wüsten Bruches in der Jägerlake, jetzt Marienthal genannt.
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Wie denn zu mehrer Festhaltung dieses Contracts, sowohl von Seiten der ChurMärkischen - Krieges - und Domainen - Kammer, als des Entrepreneurs Johann Andreas Ockel eigenhändig unterschrieben und besiegelt werden, auch Sr. Königl. Majestaet allerhöchste Confirmation darüber gesuchet und diesem Contrakt beigefüget werden soll.
Geschehen Berlin den 26. März 1754
Königliche ChurMärkische Krieges - und Domainen - Kammer
(5 Unterschriften -natürlich unleserlich)

1756   - Schreiben des Königlichen Domönenrates Pfeiffer, dessen Namen noch in Pfeiffersdamm erhalten ist, wurde im Jahre 1756 die Colonie Marienthal gegründet

- mecklenburgische Einwanderer erhielten unter günstigen Bedingungen Land ( Kossät 10 Morgen Acker, 4 Morgen Wiese, 1 Morgen Garten und Hütung für 2 Ochsen, 2 Kühe, 2 Stück Jungvieh - die anderen im Verhältnis dazu

- vor den älteren Dörflern hatten sie den großen Vorzug, dass sie nicht hofdienstpflichtig waren

- Die wirtschaften waren bescheiden. Pferde hielt niemand in der Colonie.

- Vielerlei Handwerk wurde betrieben, auch die heute noch nicht ausgestorbene Weberei.

- Durch Einwanderung nach ca. 10 Jahren: voller Bestand der Colonie

12.02.1766   - Marienthal schloss sich kirchlich an Zabelsdorf an

1782   - wurde aus königlichen Mitteln ein Bethaus nebst Schulhaus (Küsterhaus) gebaut.

Aus: Geschichte der Parochie Zabelsdorf, aufgeschrieben von Pfarrer Ernst Friedrich Berlin - von 1877 bis 1907 in Zabelsdorf, abgeschrieben von Jürgen Jape 1985
1773   Kirche zu Ribbeck eingepfarrt
(So auch A. F. Büsching: Vollständige Topographie der Bark Brandenburg, 1775, S. 175)
Aus Bratring: Grafschaft Ruppin...1799


    Einwohner:
  • 1766 -  96
  • 1774 - 112
  • 1785 - 147
  • 1790 - 156
  • 1798 - 218
  • 1801 - 219
  • 1817 - 180
1775   Wassermühle am Wentow - Kanal

1776   Schleusenwärter zu Marienthal

1840   20 Wohnhäuser

1841   Gründung der Marienthaler Schiffertradition

Fahnenweihe der Schiffertradition

1861   gewisse Blüte Marienthals:
  • 24 Schiffseigener (24 Segelschiffe, 27 Mannschaften)
  •  1 Gasthof
  •  2 Leinewebermeister (4 Stühle, 1 Gehilfe)
  •  1 Wassergetreidemühle mit 2 Gängen (1 Meister)
  •  1 Bäcker
  •  4 Maurer
  •  2 Schuhmachermeister mit 2 Gehilfen
  •  1 Schneidermeister
1888   Bahnlinie Löwenberg - Templin eröffnet
beim Bau der Havelbrücke in Neuhof auf Tonvorkommen gestoßen »Ziegelindustrie
1907   erneute Blüte
  • 2 Kossäten
  • 6 Büdner (1 Mineralwasserhandlung, 1 Posthalterei / Agentur)
  • 2 Landwirte
  • 37 Schiffseigener, 18 Schiffsgehilfen, 4 Schiffer
  • 1 Fuhrwerksbesitzer
  • 2 Ziegeleimeister
  • 9 Ziegeleiarbeiter (1 mit Materialwarenhandlung)
  • 4 Maurer
  • 3 Brenner
  • 2 Stichmeister
  • 1 Arbeiter
  • 1 Schankwirt
  • 1 Bäckereibesitzer
  • 1 Bäckermeister
  • 2 Schlächtereibesitzer
  • 1 Schuhmachermeister
  • 1 Lehrer
  • 1 Fleischbeschauer
  • 1 Strommeister
  • 1 Briefträger
  • 1 Rentier
  • 2 Altsitzer
o.Brückenpartie,lu.Gasthof zum Brückenkopf,ru.Dorfstrasse
1938   Branchen Adressbuch mit Telefonangabe für Groß - Berlin und Provinz Brandenburg, Ausgabe August 1938, Preis RM. 4.-
    Marienthal, Kreis Templin
Einwohner: 635
Amtsgericht: Zehdenick
Bürgermeister: Wolf
Deutsche Arbeitsfront: Ernst Kraft
Ortsbauernführer: Karl Glüders
   
Dombeck, Max Sattlermeister
Donath, Ernst Gastwirt
Freyer, Paul Gastwirt
Hohnheiser, Hugo Schlächtermeister
Herzberg, H. Ziegelei
Kochan, Anton Schuhmachermeister
Kromski, Leo Kolonialwarenhändler
Lühder, Albert Bäckermeister
Malingriaux, Clara Schlächterrel.
Mecklenb. Depos. u. Wechselbank  
Müller, Albert Bäckermeister
Schaak, Gustav Gastwirt
Wasserbauverwaltung Schleuse Marienthal
Schulz, Willi Friseur
Söhring, Otto Obstplantage
Tauschke, Conrad Schumachermeister
Trietschel, Julius Friseurmeister
Verbraucher-Genossenschaft GmbH  
Wichmann, Gustav Selterswasserherstellung
Wolf, Alfred Installateur
Zeuschner, Otto Milchhandlung
Ziegelwerk Marienthal KG  


Luftbild

1945   Kriegerdenkmal: Gefallen und vermisst

Junger Pole (Zwangsarbeiter) erhängt

Bürgermeister Wolf von 2 Wehrmachtssoldaten erschossen, in seinem Büro bei Verhaftung durch SS-Mann

Inschrift Kriegerdenkmal